Der Premio Strega, Italiens renommiertester Literaturpreis, ist ein Festmahl für die Lesersehnsucht. Er zeichnet seit 1947 jährlich das beste Werk italienischer Prosa aus, und seine Verleihung ist immer ein Highlight im kulturellen Kalender des Landes. Im Jahr 2015 sorgte der Sieg von Roberto Saviano mit seinem Roman “La paranza dei bambini” für Aufsehen und Diskussionen – ein Buch, das den brutalen Alltag der neapolitanischen Mafia aus der Perspektive junger Krimineller schildert.
Savianos Werk ist kein klassischer Krimi. Anstatt auf Action und Spannungsbögen zu setzen, taucht der Autor tief in die Psyche seiner Protagonisten ein. Er zeigt, wie Armut, fehlende Perspektiven und die Verlockung des schnellen Geldes junge Menschen in den Bann der organisierten Kriminalität ziehen. Die Geschichte ist brutal ehrlich und ohne jegliche Romantisierung.
Saviano selbst kennt die Materie: Bereits 2006 hatte er mit seinem Buch “Gomorrha” ein düsteres Porträt der neapolitanischen Mafia gezeichnet. Dieses Werk löste einen Sturm der Kontroversen aus und brachte Saviano sogar Todesdrohungen von Seiten der Camorra ein. Doch trotz der Gefahr setzte er seine Arbeit fort, weil er glaubte, dass die Wahrheit über die Mafia erzählt werden musste – auch wenn sie schmerzhaft ist.
Mit “La paranza dei bambini” greift Saviano das Thema der Jugendkriminalität auf. Er schildert den Alltag einer Gruppe von Teenagern in Neapel, die in den Strudel der Mafia geraten. Die Protagonisten sind keine kaltherzigen Verbrecher, sondern verzweifelte junge Menschen, die keinen anderen Ausweg sehen, als sich der kriminellen Organisation anzuschließen.
Savianos Schreibstil ist prägnant und direkt. Er verwendet viel Dialekt, um die Authentizität seiner Figuren zu unterstreichen. Die Geschichte wird aus der Sicht des jungen Protagonisten erzählt, was dem Leser einen intimen Einblick in die Gedankenwelt eines Jugendlichen ermöglicht, der in einer Welt voller Gewalt und Kriminalität aufgewachsen ist.
Die Auswirkungen des Premio Strega für Saviano
Der Gewinn des Premio Strega war für Roberto Saviano ein großer Erfolg. Er festigte seinen Ruf als einer der wichtigsten zeitgenössischen italienischen Schriftsteller. “La paranza dei bambini” wurde zu einem Bestseller und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Das Buch löste eine breite öffentliche Diskussion über die Ursachen von Jugendkriminalität und den Umgang mit der Mafia in Italien aus.
Saviano nutzte die Plattform, die ihm durch den Preis verschafft wurde, um seine Stimme für mehr Gerechtigkeit und soziale Veränderungen in Italien zu erheben. Er setzte sich weiterhin gegen die Mafia ein und forderte mehr Unterstützung für benachteiligte Jugendliche.
Die Bedeutung des Premio Strega
Der Premio Strega ist nicht nur ein Literaturpreis, sondern auch ein kulturelles Ereignis von großer Bedeutung in Italien.
Er fördert den Dialog zwischen Autorinnen und Leserinnen und trägt dazu bei, dass italienische Literatur international bekannt wird.
Gewinner des Premio Strega | Jahr |
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Elsa Morante | 1957 |
Alberto Moravia | 1961 |
Natalia Ginzburg | 1963 |
Italo Calvino | 1970 |
Primo Levi | 1982 |
Roberto Saviano | 2015 |
Savianos Sieg mit “La paranza dei bambini” zeigt die Kraft des Premio Strega, komplexe und wichtige Themen anzustoßen. Der Preis zeichnet nicht nur literarische Qualität aus, sondern auch den Mut von Autor*innen, die Gesellschaft zu hinterfragen und auf Missstände aufmerksam zu machen.